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Wissenswertes
Die „kleine Schwester“ der legendären Lancero wurde nur 3 Jahre nach dieser (1967) erstmals produziert – wie alle Cohibas in den ersten Jahrzehnten nicht für den freien Verkauf. Wer nicht ganz so lange rauchen möchte, kann mit ihr den gleichen Blend im handlicheren Format ca. 70 – 95 Minuten lang genießen.
Aroma
Geschmacklich ähnelt diese Zigarre stark der Lancero. Heuduft, nussiger Schmelz und erdige Wald-Aromen nebst charmanter Süße stecken im typisch sämigen Rauch. Komplex und intensiv, bei gut mittlerer Stärke, bietet sie das typische konzentrierte, im Rauchverlauf immer dichtere Aromenbild langer Panetelas, mit zunehmender Würze und Röstgeschmack, ohne je ganz die Stärke und Wucht der Lancero zu erreichen. Insofern ähnelt sie eher deren ersten als letzten drei Vierteln. Ein traumhaft vornehmer Smoke, komplex, ohne zu überfordern.
Casa del Puro testet für Euch - Teil 6 -
😍 Eine Puro aus Nicaragua haben wir für Euch getestet. AJ Fernandez Dias de Gloria Toro.
Format: Toro (15,24 cm /2,22 cm / RM 56)
Einzelpreis (30.05.2020): 11,50 €
Wissenswertes
Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat Senkrechtstarter Fernandez – wie nicht wenige seiner Kollegen ein Nachfahre von Exilkubanern – sich fast aus dem Nichts in der nicaraguanischen Zigarrenszene etabliert. Seine stets mit auffallend phantasievollen Ringen geschmückten Longfiller bieten mit zahlreichen Serien etwas für die verschiedensten Vorlieben, und mittlerweile spricht sich ihr guter Ruf, beflügelt von exzellenten Kritiken der bekannten Fachzeitschriften, zunehmend auch in Europa herum. Zu seinen neuesten Streichen zählt die “Dias de Gloria”-Reihe, deren Name (dt. “Tage des Ruhmes” im Sinne von “die gute alte Zeit”) auf die glorreiche Vergangenheit der Familie Fernandez als Tabakbauern in Kuba anspielt. Diese sollen die beiden Formate (auch eine Robusto ist verfügbar) wieder heraufbeschwören, und folgerichtig handelt es sich, wie bei den kubanischen Zigarren um Puros, d.h. sie bestehen ausschließlich aus Tabaken des Produktionslandes.;
Aroma
Typisch nicaraguanisch wiederum ist die Rollung, denn diese Zigarren sind deutlich “boxpressed” - viereckig abgeflacht, um einen leichten Zug und gleichmäßigen Abbrand zu gewährleisten. Das dies – wie bei Fernandez üblich - tadellos klappt, wird schon bei den ersten Zügen deutlich, die sofort mit üppigem Rauchvolumen verwöhnen. Ein weiteres Kennzeichen nicaraguanischer Zigarren – eine gewisse anfängliche Röstschärfe - ist fast sofort verflogen, sie verwandelt sich in dezente pfeffrige Würze. Man gewinnt zunächst den Eindruck, eine recht starke Zigarre zu rauchen. Vom Start weg bietet der geradezu schlotzige Rauch zudem verführerisch nussige Süße, die deutlich an Nougat erinnert. Schon im ersten Drittel gehen die Würznoten dann mehr in Richtung Sandelholz und Weihrauch, der Pfeffer-Kitzel verschwindet. Die Hauptrolle spielt zunächst weiter die opulente Fermentierungssüße - Mandeln und Café Cortado kommen dem Raucher in den Sinn, auch florale Untertöne sind bemerkbar. Im zweiten Drittel gibt sich die tadellos verarbeitete Toro deutlich sanfter – ein Effekt, den man bei Habanos praktisch nie, zuweilen aber durchaus auch bei anderen non-Cubans wahrnimmt. Die Stärke pegelt sich auf moderatem Durchschnittsniveau ein, während die Süße nun jene von dunklem Waldhonig ist. Ein duftig-blumiges Bouquet tritt immer deutlicher hervor, die Würze gemahnt inzwischen an mediterrane Kräuter; auch Nougat und Sandelholz dringen zuweilen noch durch. Gegen Ende des Mittelteils edelbittere Anflüge von Kaffee. Spürbar anziehende Stärke läutet das finale Drittel ein, die Kraft des Starts kehrt gesteigert zurück. Der herbale Charakter steht nun im Fokus, begleitet von Kaffee, auch Tee und gediegene Erdigkeit – das Finish erinnert tatsächlich etwas an Kuba. Die Süße ist dezenter geworden, aber noch immer zu schmecken. Räuchernoten und eine Prise Kakao am Gaumen bestimmen die letzten Züge.
Fazit
Schmeckt diese Zigarre wirklich wie eine Kubanische? - Abgesehen vom Schluss nicht wirklich, was die konkrete Aromatik angeht; auch der wunderbar unkomplizierte Abbrand ist typisch non-Cuban. Die für eine Zigarre dieser Preisklasse außerordentliche geschmackliche Vielfalt, der immer neue Facetten entfaltende Rauchverlauf aber können sich tatsächlich mit kubanischen Prachtstücken messen! Zudem bietet die Toro mit ihrem ultra-cremigen Rauch und der tollen Balance zwischen Süße und Würze, Power und Milde ein wunderbar behagliches Rauchgefühl, sodass die gut 90 Minuten des Smokes wie im Fluge vergehen. Diese Zigarre macht satt und zufrieden wie ein fränkisches Schäufele mit zwei Klößen. Chapeau!